„Zeit und Wasser haben eines gemeinsam – sie fließen in eine Richtung“

Trotz des schönen Sinnspruchs gehört das Fließen der Zeit nicht zum Themengebiet der Rheologie. Auch wenn die Rheologie die Lehre vom Fließen ist, werden in den Laboren weniger philosophische Fragestellungen bearbeitet, als so praktische Aufgaben wie Viskositäts- und Fließgrenzenmessung oder Stabilitätsfrüherkennung bewältigt. Rheologisch kann jedes Material „zwischen Flüssigkeit und Festkörper“ charakterisiert werden.

Oftmals sind es aber vergleichende Messungen, wenn es z.B. darum geht, dass die eine Probe pumpbar ist und die andere nicht. Immerhin spielt die Viskosität nicht nur für die Sensorik von Produkten eine wichtige Rolle, sondern auch bei Packmittelfragen: Zum Beispiel ist Viskosität ein wichtiger Faktor für die Frage, wie viel Kraft man für die Entnahme einer Handwaschlotion mit Pumpe aufwenden muss oder für die gute Restentleerung von Verpackungen. Üblicherweise messen die F&E-ProduktentwicklerInnen die Viskosität ihrer Rezepturen alleine. Ein Rheologielabor kommet immer dann ins Spiel, wenn neue Systeme entwickelt werden oder komplizierte Probleme mit neuen Formulierungen auftreten. Die Hauptaufgabe eines Rheologen besteht darin, dass er vorausschauend Messmethoden entwickelt und optimiert, die später weltweit in den einzelnen Produktionsstätten einer Firma angewendet werden können.

Eine der am Häufigsten gestellten Fargen an die Analytik ist die Lagerstabilität von Produkten vorherzusagen. Ob eine Emulsion stabil bleibt oder sich auftrennt, kann zuweilen eine Frage von Zeit oder Temperatur sein. Deswegen werden Rezepturen in der Entwicklungsphase drei Monate unter ständigem Temperaturwechsel in den Entwicklungslaboren gelagert, um zu schauen, wie sie sich verhalten. Auch dieser Prozess kann durch die Arbeit der Rheologie verkürzt werden. Dazu wurde 1998 der Zyklentest entwickelt, mit dem die Temperaturstabilität innerhalb weniger Stunden überprüft werden kann. Dazur wird die Probe einer Erhitzung und Abkühlung von -10 bis +40, einer von -10 bis +50 oder einer von -12 bis + 60 Grad unterzogen. Verändert sich eine Probe dabei nicht, hat sie den Test bestanden und kann weiter von den Entwicklern verwendet werden. Weiter geforscht wird in dem Labor an der Entwicklung eines Schnelltest in Sachen Zeitstabilität. „Wir prüfen dabei, wie schnell sich Proben entmischen, wenn man s

Rheologische Fragestellungen sind aber auch in anderen Bereichen gefragt. „Immer häufiger wird die Rheologie bei Patentfragen einbezogen“. In den Patenten geht es beispielhaft um Viskositätsdaten, die leider nicht immer den Ansprüchen eines Rheologen genügen, da entweder Angaben zur Temperatur oder zur Schergeschwindigkeit fehlen. Es werden aber auch häufig spezielle Messgeräte in Patenten beschrieben und so ist es immer wieder einen Herausforderung für das Rheologielabor, diese Messungen fachlich richtig nachzustellen. Natürlich wird hier auch mit externen Sachverständigen eng zusammengearbeitet, um gegebenenfalls gerichtsfeste Dokumente zu generieren.